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Glaubst du echt, dass dich dein innerer ADHS Kritiker mit Scham motivieren kann?

Aktualisiert: 8. Mai 2022

Hast du dich in letzter Zeit wie ein Versager oder eine Versagerin gefühlt? Hast du kürzlich einen Fehler gemacht? Kamst du zu spät zu einem wichtigen Termin, hast jemanden enttäuscht, der dir wichtig ist, hast deine eigenen Erwartungen nicht erfüllt, hast wieder mal Mist gebaut? Willkommen im Club.


Aber machst du die Sache noch schlimmer? Und glaubst du, dass du das musst, weil du es sonst noch mehr vermasselst? Tobt dein innerer Kritiker? Lies weiter und entdecke einen freundlicheren und vielversprechenderen Weg, mit dir selbst umzugehen. Um deine Motivation zu erhalten, verwandle deinen inneren Kritiker in einen inneren Ermutiger. Denn Scham zerstört deine Motivation.


ADHS: der innere Kritiker und Scham zerstört die Motivation

Hör auf, dich zu beschämen und deinem inneren ADHS Kritiker freie Hand zu lassen - du demotivierst dich so selbst


Wenn du deinen jüngsten Misserfolg siehst, achte auf deine innere Stimme. Benutzt du Selbstbeschämung, um zu versuchen, dich zu motivieren? Hast du das Gefühl, du wirst noch chaotischer, unzuverlässiger, fauler oder was auch immer man dir seit deiner Kindheit angedichtet hat, wenn du aufhörst, die Peitsche in deinem Kopf zu schwingen? Glaubst du echt, dass du deine geschundene ADHS Seele mit Prügeln auf Spur bekommst? Dass dich dein innerer Kritiker durch Beschämung motivieren kann?


Doch wann hat Scham jemals funktioniert, um dich zu motivieren? Hat es dich echt konsequenter gemacht? Würdest du mit jemand anderem so reden, wie du mit dir selbst redest? Mit einem ungestümen Welpen, der auf den Teppich gemacht hat? Ich glaube nicht. Ist dir klar, wie viel Energie dieser fiese Plaggeist in deinem Kopf verbraucht?


Ohne dich mit Psychogeschwätz nerven zu wollen: Diese beschämende Stimme entwickelte sich als Reaktion auf das negative Feedback, das du über dein ADHS Verhalten bekommen hast. Sie versuchte dich davor zu schützen, von anderen beschämt zu werden, indem sie dich zuerst beschimpfte.


Und auf eine perverse Art und Weise tut es weniger weh, wenn wir uns selbst beschämen, als wenn wir von unseren Lieben oder anderen Menschen, die wir respektieren, beschämt werden. Wenigstens ist es dann unter unserer eigenen Kontrolle. Und der innere Kritiker und Beschämer ist zur Gewohnheit geworden.


Kultiviere lieber einen inneren Ermutiger und schick den inneren Kritiker in Rente


Bedanke dich bei deinem inneren Anpeitscher für seine gute Absicht und schicke ihn in Rente. Ich weiss, dass das nicht so einfach ist. Der Plaggeist hatte jahrzehntelang freie Hand und hat sich eine Autobahn in deinem Gehirn gebaut. Die Neurowissenschaft sagt, dass es super schwer, wenn nicht sogar unmöglich ist, eine solche fest verdrahtete Denkgewohnheit loszuwerden. Was aber gut funktioniert: sie durch eine neue Gewohnheit zu ersetzen. Das braucht Zeit, aber es funktioniert.


Beginne also damit, dich in deinem Kopf freundlich zu ermutigen. Rede mit dir selbst wie mit einem verängstigten Kätzchen, das du dazu bringen willst, zu dir zu kommen. Das ist kein Scherz. Stell dir die geduldigste, ermutigendste, positivste, fürsorglichste und mitfühlendste Stimme vor und benutze sie für dich. Es mag sich super komisch anfühlen und du wirst es vergessen und wieder in den Anpeitsch-Modus zurückfallen. Denke daran, du baust einen Fussweg, der langsam zu einer Strasse und irgendwann zu einer Autobahn in deinem Gehirn wird.


Umgib dich mit Erinnerungen, die deinen heranwachsenden Ermutiger unterstützen


Da es für uns super schwer ist, neue Gewohnheiten aufzubauen, mach es dir so einfach wie möglich, dich daran zu erinnern, freundlich zu dir selbst zu sprechen. Wenn du visuell veranlagt bist, drucke ein paar Bilder aus, vielleicht von einer freundlichen Oma, und klebe sie überall hin. Versuche es mit Post-It-Zetteln. Verbinde es mit einem Duft. Oder trage ein Schmuckstück oder ein Haarband um dein Handgelenk. Nutze deine ADHS Kreativität.


Lass dich nicht vom inneren Plaggeist beschämen, wenn du deinen inneren Ermutiger mal wieder vergisst. Schick ihn zurück in Rente und fang von vorne an. Und wieder. Und wieder. Und immer wieder. Und bevor du dich versiehst, wirst du die neue Gewohnheit haben, viel freundlicher zu dir selbst zu sein.


Was hat dir bisher geholfen, freundlicher zu dir selbst zu sein? Deine Scham loszulassen, den inneren Kritiker in Rente zu schicken? Wie motiviert dich dein innerer Ermutiger?


 

Referenzen:


Early maladaptive schemas in adult patients with attention deficit hyperactivity disorder. Philipsen A, Lam AP, Breit S, Lücke C, Müller HH, Matthies S. Atten Defic Hyperact Disord. 2017 doi: 10.1007/s12402-016-0211-8 Link zur Publikation über Scham und ADHS (und viele andere Dinge, mit denen wir uns ein Bein stellen)

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