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Haben wir überhaupt Leichtigkeit verdient? Wie ADHS Scham dich hindert, dir Unterstützung zu holen

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Erwachsene mit ADHS sind oft erstaunlich resistent, wenn es darum geht, Unterstützung anzunehmen oder positive Veränderungen anzupacken. Unser Leben ist schon so lange herausfordernd, dass wir uns Leichtigkeit überhaupt nicht mehr vorstellen können. Scham gibt uns das Gefühl, dass wir nicht mehr verdienen, und so stecken wir in der Sackgasse fest. ADHS Scham hindert dich, ein volles Leben zu leben.


Lies weiter, um herauszufinden, wie du deine einschränkenden Überzeugungen überwinden kannst, wie du Hilfe, Anpassungen und Workarounds akzeptierst, kreierst oder erbittest. Denn mehr Leichtigkeit ist möglich. Mehr Leichtigkeit bedeutet mehr Möglichkeiten, dein bestes Selbst zu sein. Und die Welt braucht deine kreative, neugierige, mutige und herzliche Art mehr denn je.

Frau mit ADHS sucht trotz Scham Unterstützung und Hilfe

Warum bleiben wir im Status Quo stecken?


Es ist verblüffend, was Erwachsene mit ADHS tolerieren, mich eingeschlossen. Wir bemühen uns nicht um Hilfe. Wir wagen nicht einmal den Versuch, positive Veränderungen anzugehen. Wir akzeptieren, dass unser Leben das reinste Chaos ist, oder unsere Wohnung, unser Auto oder unsere Beziehungen.


Wir lassen zu, dass andere über uns urteilen, uns herabsetzen und sich über unsere Herausforderungen lustig machen. Wer von uns hat nicht schon einmal einen Kommentar gehört wie "Ja, niemand macht gerne .... (beliebige banale Aufgabe einfügen), das gehört zum Erwachsensein einfach dazu, kein Grund, dich zu beklagen!"? Oder wie wäre es mit diesem charmanten Spruch:: "Du kannst das doch nicht schon wieder vergessen haben? Das zeigt nur, dass ich dir egal bin!"?


Von toxischer ADHS Scham zu erlernter Hilflosigkeit


ADHS fordert seinen Tribut. Es zerstört unser Gefühl der Selbstwirksamkeit. Wir nehmen uns vor, etwas zu tun und vergessen es. Wir schaffen es, etwas einmal oder sogar ein paar Mal zu tun, und dann verschwindet es wieder aus unserem Blickfeld.


Sicher, oft sind wir wirklich gut in den Aufgaben, die uns interessieren. Aber unser ständiger Kampf mit dem Alltäglichen, mit Aufgaben, die für Neurotypische keine grosse Sache sind, untergräbt allmählich unser Gefühl der Handlungsfähigkeit.


Wir brauchen nicht einmal das negative Feedback unserer Mitmenschen, um uns zu schämen. Wir machen uns bereits Vorwürfe, weil wir unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Also senken wir sie. Und akzeptieren die abfälligen Kommentare, weil wir denken, dass wir sie verdient haben.


Irgendwann verlieren wir die Hoffnung, dass uns etwas Besseres zusteht, dass wir es besser machen können. Wir hören auf, es zu versuchen. Wir geben uns mit anstrengend, chaotisch und überfordert zufrieden. Und mit Scham. So viel Scham.


Selbstakzeptanz befreit dich


Aber warte, bitte verzweifle nicht. Es gibt einen anderen Weg. Alles beginnt mit Selbstakzeptanz. Lerne über ADHS im Allgemeinen und wie es dich beeinflusst. Dich beeinträchtigt. Es gibt dir natürlich auch Superkräfte. Aber was macht es mit vermeintlich "einfachen" Dingen? Die macht es so unerklärlich schwer.


Entgegen dem, was andere dir vielleicht dein ganzes Leben lang erzählt haben - ahnungslose Freunde und Verwandte, uninformierte Lehrerinnen und Lehrer, medizinische Fachkräfte, die nicht auf dem neuesten Stand der Forschung zur psychischen Gesundheit sind, sich aber nicht für die klaffende Lücke in ihrem Wissen schämen - ist dein ADHS kein Charakterfehler. Es reicht nicht aus, "sich mehr anzustrengen" - im Gegenteil, "sich mehr anzustrengen" bringt dich auf den Weg in Richtung Burnout.


Dein Gehirn ist einfach anders verdrahtet. Das ist keine Entschuldigung. Es ist einfach eine biologische Tatsache. So wie wenn jemand zu klein ist, um bei der Arbeit das oberste Regal zu erreichen, obwohl er schon erwachsen ist. So wie wenn jemand immer noch Kontaktlinsen braucht, obwohl sie schon seit der ersten Klasse eine Brille trägt.


Denke bitte einen Moment darüber nach. Lass es auf dich wirken.


Hilfe annehmen, dir aktiv Unterstützung holen


Selbstakzeptanz ermöglicht es uns, Hilfe anzunehmen. Was ist dein Schemel, um das oberste Regal zu erreichen, deine Kontaktlinsen oder deine Brille, um sehen zu können?


Erstelle eine Liste mit den Dingen, die dir schwerfallen. Kein Urteilen. Kein "aber ich sollte doch können". Halte einfach objektiv fest, was dich übermässig viel Energie oder Zeit kostet.


Finde jetzt heraus, welche Hilfe es für diese Dinge gibt. Vielleicht möchtest du die Hilfe einer nicht wertenden Kollegin oder eines Coaches annehmen, um dein Team von Helfenden zu finden.


Ein Wort der Vorsicht: Du willst die (neurotypischen) Liebsten in deinem Leben, die vielleicht schon zu viel zu tragen haben, nicht überfordern. Dies ist ein guter Zeitpunkt, dass auch sie eine Bestandsaufnahme machen. Viele Aufgaben lassen sich besser an Fachleute delegieren. Es kann sich sogar lohnen, zusätzliche Aufträge oder einen Nebenjob anzunehmen, um sich externe Hilfe leisten zu können.


Weniger Scham bedeutet mehr Leichtigkeit bedeutet mehr Energie und mehr Lebensqualität.


Workarounds basteln für dein ADHS


Für die Probleme oder Aufgaben, für die keine Hilfe verfügbar ist, kannst du ADHS-freundliche Unterstützungsstrukturen und Workarounds entwickeln. Auch hier kann ein fürsorglicher Kollege oder eine Coach eine enorme Hilfe sein.


Nutze deine kreativen Superkräfte. Mache langweilige Dinge spassig, indem du sie mit lustigen Belohnungen verknüpfst, einen Wettlauf gegen die Zeit veranstaltest oder sie sonstwie zu einem Spiel machst. Arbeite nicht härter, sondern schlauer.


Für sich selbst einstehen und um Entgegenkommen bitten


Jetzt kommen wir zu einem Thema, das viele von uns gerne vermeiden würden, selbst wenn sie auf ihrem Weg zur Selbstakzeptanz schon weit fortgeschritten sind: Grenzen setzen, für sich selbst einstehen und um das Entgegenkommen bitten, das wir brauchen.


Vielleicht stellen wir fest, dass wir anderen erlaubt haben, uns wie unfähige Kinder zu behandeln. Vielleicht sogar unsere Partner, enge Freunde oder Menschen am Arbeitsplatz.


Diese ungesunde Dynamik lässt sich ändern, aber vielleicht brauchst du die Hilfe eines Coaches, einer Beraterin oder sogar einer Therapeutin. Hol dir hier die Hilfe, die du brauchst. Geh es langsam an und vertraue darauf, dass dein Leben besser werden kann.


Denn ja, wir haben Leichtigkeit verdient. Auch mit ADHS.


Lebe deine Stärken und erlaube dir Leichtigkeit


Was machst du also mit der Leichtigkeit und Energie, die du gewinnst, wenn du deine Scham loslässt, dich selbst akzeptierst und dir endlich die Hilfe, Unterstützung und Anpassungen holst, die du brauchst, um erfolgreich zu sein?


Nutze deine Stärken. Lebe deine ADHS Superkräfte. Lass deine kreative Seite erstrahlen. Das kann nicht nur dein Leben verändern, sondern auch das Leben deiner Liebsten. Wie viel schöner ist es, sich auf ein Abenteuer einzulassen, das du dir ausgedacht hast, als über die Hausarbeit zu streiten?


 

Referenzen:


Early maladaptive schemas in adult patients with attention deficit hyperactivity disorder. Philipsen A, Lam AP, Breit S, Lücke C, Müller HH, Matthies S. Atten Defic Hyperact Disord. 2017 doi: 10.1007/s12402-016-0211 Link

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